Diese Aktion mit dem Namen « Namensrückgabe » findet seit mehr als 15 Jahren immer am 29. Oktober statt. Sie wurde in Moskau in der Nähe des Solovki-Steins auf dem Lubjanka-Platz ins Leben gerufen und hat sich nach und nach auf viele Städte in Russland und der ganzen Welt ausgeweitet. An diesem Tag versammeln sich Tausende von Menschen und lesen der Reihe nach die Namen der vom Sowjetregime hingerichteten Personen vor. Bei diesen Versammlungen handelt es sich um Gedenkaktionen. Es handelt sich in keinem Fall um eine Demonstration, die mit irgendwelchen Forderungen verbunden ist. Es wird daher weder Geschrei noch Reden geben.
Wir laden all jene zur Teilnahme ein, für die es heute aus welchen Gründen auch immer wichtig ist, das Andenken an die Opfer des sowjetischen Staatsterrors zu bewahren.

(nur für Mitglieder des Vereins)

deutscher Historiker, Gründer des Forschungszentrums Osteuropa an der Universität Bremen, der über die Geschichte der Menschenrechtsbewegung und der Dissidenten in der Sowjetunion ab 1965 sprechen wird,

russischer Aktivist der verschiedenen Menschenrechtsbewegungen nach der Sowjetunion, ehemaliger Vorsitzender des Verwaltungsrats des Menschenrechtszentrums « Memorial », von 2004 bis 2006 Mitglied des Präsidialrats für Zivilgesellschaft und Menschenrechte der Russischen Föderation, Sacharow-Preis 2009. Freiwilliger Beobachter in Konfliktgebieten, Oleg Orlov wurde im November 2007 Opfer einer Entführung und kam später frei, nachdem seine Ausrüstung gestohlen worden war. Er war Opfer von Einschüchterungsaktionen, wurde 2023 verhaftet und wegen « Diskreditierung » der russischen Armee zu mehr als zwei Jahren Haft verurteilt. Im August 2024 wurde er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen.
Simultanübersetzung Deutsch-Französisch

Mehr als tausend Menschen sind derzeit in Russland aus politischen Gründen inhaftiert. Die Praxis des Briefeschreibens ist nach wie vor das wichtigste Mittel zur moralischen Unterstützung von Menschen, die für ihre Überzeugungen kämpfen. Sie ist auch ein legaler Ausdruck des Protests gegen die Menschenrechtsverletzungen und die politische Unterdrückung, denen diese Personen ausgesetzt sind.
Politische Gefangene brauchen heute mehr denn je Unterstützung. In dem Workshop werden wir über die verschiedenen Aspekte sprechen, auf die bei der Korrespondenz mit politischen Gefangenen geachtet werden muss, und alle Materialien austauschen, die für das Versenden von Briefen benötigt werden.

Die Gründungsversammlung von Memorial-Schweiz/Memorial-Suisse findet am Samstag, den 17. Juni um 14:30 Uhr in Bern im Kulturzentrum PROGR (Kleine Bühne), Waisenhausplatz 30, statt.

Um 17.00 Uhr finden zwei öffentliche Vorträge statt:
• Jelena Schemkowa, Exekutivdirektorin von Memorial, wird über die Geschichte von Memorial und die aktuelle Situation berichten.
• Michail Schischkin, ein in der Schweiz lebender russischer Schriftsteller, wird einen Vortrag mit dem Titel « Im Wind der Geschichte » halten.
Die Veranstaltung wird ins Deutsche und Französische übersetzt.
Kontakt: info@Memorial-suisse.ch

Absichtserklärung zur Konstituierung von Memorial-Schweiz
(vorläufiger Text, der der Gründungsversammlung zur Diskussion vorgelegt wird)

Die Auflösung der Vereinigung Memorial durch den Obersten Gerichtshof Russlands am 28. Dezember 2021 war der Höhepunkt einer langen Reihe von Einschüchterungen und Justizattacken gegen diese NGO, die sich der Verteidigung der Menschenrechte und der Bewahrung des Gedenkens an die Opfer des Totalitarismus verschrieben hat. Heute, da Russland einen brutalen Krieg gegen die Ukraine führt, der in verdeckter Form bereits 2014 begann und seit dem Februar 2022 die Schwelle zur offenen Invasion überschritten hat hat sich die Repression gegen Mitglieder von Memorial und andere Kriegsgegner:innen intensiviert. In dieser Situation sind wir fest entschlossen, Memorial zu unterstützen, indem wir eine schweizerische Sektion von Memorial International gründen, die ihren Sitz vor kurzem nach Genf verlegt hat.

Die 1989 mit Unterstützung des Physikers und Menschenrechtsaktivisten Andrej Sacharow gegründete Organisation sieht sich seit der Machtübernahme durch Wladimir Putin im Jahr 2000 im Zusammenhang mit dem zweiten Tschetschenienkrieg einer zunehmenden Feindseligkeit seitens der russischen Behörden ausgesetzt. Die Durchsuchung von Räumlichkeiten, die Beschlagnahmung von Archivalien, die Bedrohung von Mitarbeitern, finanzielle und strafrechtliche Verfolgung sowie Verhaftungen aufgrund falscher Anschuldigungen sind nur einige Beispiele für die Massnahmen, welche die Erinnerungsarbeit der Organisation und ihre Unterstützung für die Opfer der Gewalt der russischen Machthaber behindern. Diese Massnahmen, die durch das «Gesetz über ausländische Agenten von 2012», das als Vorwand für das Verbot von Memorial am Vorabend des Konflikts diente, bekräftigt werden, zielen darauf ab, die letzten kritischen Stimmen zum Schweigen zu bringen, und das zu einem Zeitpunkt, da Menschenrechtsverletzungen in Russland, Belarus und Kasachstan zunehmen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit der Präsenz russischer Truppen in der Ukraine nunmehr belegt sind.

Wir sind davon überzeugt, dass die Auslöschung der Erinnerung an die Verbrechen des Sowjetregimes und die Geschichtsfälschungen, mit denen die russischen Behörden ihre Aggression gegen die Ukraine rechtfertigen wollen, Teil desselben Phänomens sind. Wir wollen deshalb Memorial bei ihrer Arbeit unterstützen, die historische Wahrheit zu rekonstruieren und die Erinnerung an die Opfer politischer Unterdrückung durch totalitäre Regime aufrechtzuerhalten. Denn der öffentlichen Aufdeckung der menschlichen Tragödien der Sowjetzeit, die den Demokratisierungsprozess während der Perestroika begleitet hatten, tritt seit 2009 eine Kommission entgegen, die für den «Kampf gegen die Verfälschung von Fakten und historischen Ereignissen mit dem Ziel, den Interessen Russlands zu schaden» zuständig ist. Weiter wurden eine Unzahl von Erinnerungsgesetzen verabschiedet, welche die historische Freiheit einschränken. Während die Erforschung der Verbrechen Stalins, insbesondere bezüglich der Kinder von Deportierten, verhindert wird, erzwingt die russische Propagandamaschinerie eine Erzählung, die Millionen von Opfern umgeht und stattdessen nur den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg feiert. Putin unterstellt einen Zusammenhang zwischen dem Krieg gegen die Ukraine und dem Kampf der Sowjets gegen die Nazis und betreibt auf abenteuerliche Weise eine Umkehr der Verantwortung, indem er die Opfer der von seinen eigenen Truppen begangenen Gräueltaten zu Tätern macht. Der Verein MemorialSchweiz hat sich zum Ziel gesetzt, die Texte von MemorialRussland und der offiziellen russischen Propaganda über den Krieg in der Ukraine, die Aufarbeitung der politischen Repression der Sowjetzeit und die russische Sicht auf den Zivilisationskonflikt mit der sogenannten westlichen Welt zu übersetzen, zu erläutern und zu erklären.

Die historische Erinnerungs- und Aufklärungsarbeit, der sich die Organisation Memorial durch Ausstellungen, Geschichtswettbewerbe und Veröffentlichungen widmet, ist jedoch auch als Bildungsarbeit zu verstehen, die darauf abzielt, die Entwicklung der Zivilgesellschaft, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit zu fördern.

Letztlich wird es darum gehen, in Fortsetzung der Arbeit, die Memorial im Zusammenhang mit dem armenisch-aserbaidschanischen Konflikt nach dem Ende der Sowjetunion und den beiden Tschetschenienkriegen begonnen hat, bei der Sammlung von Informationen über aktuelle Menschenrechtsverletzungen in den Staaten der ehemaligen UdSSR und des ehemaligen «Ostblocks» zu helfen. Wir sind der Meinung, dass es unmöglich ist, sich auf die Probleme der Vergangenheit zu konzentrieren und die Augen vor den Problemen der Gegenwart zu verschliessen.

Im Namen dieser Prinzipien verurteilt die Schweizer Sektion von Memorial den aktuellen Krieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine bedingungslos und drückt gleichzeitig seine Unterstützung für die ukrainische Bevölkerung aus.

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